Da sitze ich gerade. In der Höhle des Wehklagens.
Es heult im Gebälk, es zieht durch die Ritzen, es peitscht den kahlen Efeu zu aggressiver Hektik auf.
Ging schon vorgestern los: Ich trete nach einem glücklich bei meiner besseren Hälfte verbrachten Abend vors Haus, und mein erster Gedanke ist
Ooooh – Frühlingswinde!
Mein zweiter Gedanke:
MO MENT. November?
Ich mein … Ich hab nix gegen Wind. Ich liebe Wind. Aber sollte es nicht kalt sein – oder zumindest so
tun? Romantisch veranlagte Geister würden ja schon fast von balsamischer Nachtluft sprechen.
Die öHöHöHHöhlen des Wehklagens gibt’s übrigens auch bei WoW. Aber die machen nicht halb so viel Spaß wie die Greifswalder Nachtwinde.
Der einzige Grund für mich, Wehzuklagen, ist augenblicklich, dass ABC Eastwick absetzen wird. Arschgeigen. Wie soll Chris denn Steves gutem Beispiel folgen und da singen, wenn die Serie abgesetzt wird? Eben.
Zu Steve: I stare at your hair. Nothing compares to the weight in the air in the room when you’re there.
Erstens verdient er für diese Reimerei einen Preis mit extra viel Glitter und zweitens wissen wir doch alle ganz genau, von wem er da singt. Wer hat denn bitte so fabelhaftes Haar, dass man die ganze Zeit draufstarren muss? EBEN.
Zitat Chris: We wrote this song … I mean … Steve wrote it … Wenn ich wir sage, dann meine ich Steve. Himmlisch. Ich hab sie vor Augen, wie sie sich gegenseitig Pflegetipps fürs Wallehaar geben. Männer. Ihre Mähnen wehen im Wind. („Um das noch wieder auszugleichen, müsste er jetzt schon auf das Pferd drauf steigen und es höchstpersönlich da hin reiten … … … Oh. Mein. Gott.“)
Und während ich hier so sitze und die Greifswalder Nachmittagswinde belausche, fällt mein Blick auf meine nagelneue HRR (Hot-Rod-Red) Maus. Ich glaube, Tine hat die Gleiche. Von Hama. Die hab ich mir gekauft, damit ich ordentlich WoW spielen kann. Ich war gerne der Fels in der Brandung auf dem Schlachtfeld – aber wenn das bedeutet, dass ich doppelt so oft sterbe wie alle anderen, dann bin ich doch lieber flexibel.
Diese nagelneue HRR Maus habe ich mir gestern gekauft, nachdem Kinkas Kater, im Nachfolgenden mit AKs abgekürzt, ihren Vorgänger, die nicht mehr ganz so nagelneue HRR Maus irgendwann zwischen vorgestern und gestern in fünf große und ungefähr zehn ziemlich kleine Teile zerlegt haben. Die nicht mehr ganz so nagelneue HRR Maus hatte ich mir vor etwa zwei Wochen gekauft. Alt ist sie nicht geworden. Damit haben diese AKs jetzt schon zwei meiner elektrischen Haustiere auf dem Gewissen …
Hui, eine Maus – lass sie uns töten! Drauf rum kauen, bis sie sich nicht mehr wehren kann! Die kommt sich nicht mehr lange toll vor mit ihrem roten, glänzenden Fell und dem abartig langen Schwanz! Auf sie mit Gebrüll! … … … Richtig gewehrt hat die sich jetzt aber nicht. Hat nichtmal versucht, wegzulaufen. Langweilig. … … … Lass uns ein paar Blumenpötte von der Fensterbank schmeißen! Guter Plan.
Katzen. KATER. … Greebo.
Ich habe mir Total verhext von Terry Pratchett gekauft. Folgendes weiß er über den Kater Greebo zu berichten:
Für Nanny Ogg war Greebo noch immer ein kleines niedliches Kätzchen, das gern mit einem Wollknäuel spielt.
Alle anderen Leute sahen in ihm einen riesigen Kater, ein Paket geballter, unwiderstehlicher Lebenskraft, umhüllt von einem Fell ganz besonderer Art. Es hatte gewisse Ähnlichkeit mit einem Stück Brot, das zwei Wochen lang an einem feuchten Ort gelegen hatte. Fremde brachten ihm häufig Mitleid entgegen, weil seine Ohren fehlten und sein Gesicht aussah, als habe es als Lagerplatz für einen Bären gedient. Die Erklärung dafür lautete: Greebo steckte so voller Katerstolz, dass er praktisch gegen alles zu kämpfen versuchte, auch gegen einen von vier Pferden gezogenen Wagen, der Baumstämme transportierte. Bissige Hunde jaulten und versteckten sich unter der Treppe, wenn Greebo über die Straße schlenderte. Füchse machten einen weiten Bogen ums Dorf, und selbst die Wölfe hielten sich fern.
„Er ist ganz lieb und sanft“, behauptete Nanny.
Dann verwandeln die drei Hexen Greebo in einen Menschen. Wer wissen will, warum, soll sich das Buch kaufen, oder von mir ausleihen. Der Vorgang wird folgendermaßen beschrieben:
Eine Flutwelle festen Glaubens schwappte plötzlich durchs Gehirn des Katers und überzeugte ihn davon, ein Mensch zu sein. Er vermutete nicht nur, dass Menschliches in ihm wohnte – er war absolut sicher. Die unerschütterliche Gewissheit erweiterte sich auf das morphische Feld, schob die dortigen Einwände beiseite und korrigierte die Blaupause des Erscheinungsbilds.
Neue, gestalterische Anweisungen wurden erteilt.
Als Mensch brauchte er kein Fell. Und er sollte größer sein …
Die Hexen nahmen den Vorgang fasziniert zur Kenntnis.
„Ich hätte nie gedacht, dass wir es schaffen“, sagte Oma Wetterwachs.
Rundere Ohren, keine Schnurrhaare …
Er brauchte mehr Muskeln, und die Knochen mussten eine neue Struktur bekommen. Die Beine sollten länger sein …
Und dann war die Verwandlung vollendet.
Greebo richtete sich langsam und ein wenig unsicher auf.
Nanny starrte mit offenem Mund.
Dann wanderte ihr Blick nach unten.
„Donnerwetter!“ sagte sie.
„Ich glaube, wir sollten uns Kleidung an ihm vorstellen, und zwar sofort“, erklang Esmes scharfe Stimme.
Das fiel den Hexen nicht weiter schwer. Als Greebo ihrer Meinung nach angemessene Kleidung trug, nickte Oma Wetterwachs und trat zurück.
„Du kannst die Augen jetzt öffnen, Magrat“, sagte sie.
„Ich habe sie gar nicht geschlossen.“
„Du hättest sie besser schließen sollen.“
Greebo drehte sich, und sein narbiges Gesicht verzog sich zu einem trägen Lächeln. Als Mensch hatte er eine gebrochene Nase, und das linke Auge verbarg sich unter einer schwarzen Klappe. Im rechten hingegen leuchteten die Sünden der Engel, und sein Schmunzeln war der Ruin der Heiligen. Zumindest der weiblichen.
Vielleicht lag es an Pheromonen. Vielleicht lag es an den Muskeln, die sich unter dem schwarzen Lederhemd spannten. Aus welchem Grund auch immer strahlte Greebo eine deutlich diabolische Sexualität aus, und zwar in Megawatt-Stärke. Nur ein Blick von ihm genügte, und feminines Eis schmolz wie unter einem Schweißbrenner.
Alles klar?
Ist außer mir noch jemandem warm geworden? (Ich erinnere noch mal daran, dass ich bei offenem Fenster in der Höhle des Wehklagens sitze.)
Also, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung, wenn ich das lese. Und die sieht so aus:
( Wappnet Euch! )Huuuuh.
Musiktipp der Woche: Steve Carlson - I'll Remember You
Fazit: Männer.
